Alle Menschen sind einzigartig und wertvoll.
Jeder wird mit seinen Stärken und Schwächen von uns angenommen und wahrgenommen.
Wir nehmen Fähigkeiten, Fertigkeiten, Begabungen und Bedürfnisse wahr und ernst und unterstützen jedes Kind im Rahmen unserer Möglichkeiten.
Niemand wird wegen seiner Zugehörigkeit zu einer anderen Ethnie, seines Geschlechts, Armut oder unterschiedlicher Religionszugehörigkeit ausgegrenzt und diskriminiert.


Partizipation

Das Wort Partizipation –  abgleitet von dem lateinischen Begriff „participare“ –  lässt sich klassisch mit „teilnehmen lassen“ übersetzen[1].  Jedoch geht die Bedeutung weit darüber hinaus: es heißt mitzuwirken, sich aktiv beteiligen und mitzubestimmen[2].

Partizipation ist ein universelles Kinderrecht (UN-Kinderrechtskonvention) und mit dem Ziel verbunden, Kinder frühzeitig mit demokratischen Prozessen vertraut zu machen. Es gilt als Schlüssel zur Bildung und zur Demokratie. Die damit einhergehenden Fähig- und Fertigkeitenkeiten wie u.a. Interessenvertretung, Zuständigkeitsgefühl und Empathievermögen können nur durch das selbstständige Anwenden erlernt werden[3]

Aber was bedeutet Partizipation im Kindergarten?

Ganz allgemein bedeutet es, dass die Kinder in Entscheidungsprozesse mit einbezogen werden, eine Stimme haben, ihre eigenen Interessen vertreten und ihren Standpunkt verteidigen müssen[4]. Es heißt nicht, dass die Kinder das Kommando überlassen bekommen, sondern vielmehr, dass auf Augenhöhe Ideen zusammen entwickelt und Lösungsansätze gefunden werden[5]. Sie nehmen in Angelegenheiten, die sie betreffen, eine Expertenrolle ein[6]. Voraussetzung dafür ist, dass die Erzieher und Erzieherinnen die Kinder als gleichberechtigte Gesprächspartner ansehen und ihnen wertschätzend gegenüber treten[7].


[1] vgl.  Thurich 2011: 41
[2] vgl. Hansen et al. 2011: 1
[3] vgl. Hansen 2003: 1
[4] vgl. Danner 2012: 1
[5] vgl. Schröder 1995: 14
[6] vgl. ebd.: 3
[7] vgl. ebd.: 2

Aber wie wird Partizipation konkret im Kindergartenalltag umgesetzt?

„Bei uns im Haus werden aus den vier Morgenrunden im Bauraum, dem Atelier, der Piazza und dem Entdeckungsraum Delegierte gewählt. Diese treffen sich regelmäßig mit zwei pädagogischen Fachkräften zum sogenannten Delegierten-Treffen“, so Frau Brauer-Neumann, Leiterin der ev. Kindertagesstätte Habakuk. Hier werden aktuelle Themen, Ideen und Beschwerden der Kinder sowie Anliegen der Pädagogen besprochen. Bei Anschaffungsfragen und wichtigen Themen, die ins Haus getragen werden, nimmt die Kindergartenleitung an den Treffen teil.

Die Delegierten tragen die Ergebnisse in die nächste Morgenrunde. Es wird beraten und diskutiert bevor es zur Abstimmung kommt, ob diese akzeptiert werden.

Zurzeit befassen sich die Delegierten mit der Spielraumplanung, genauer mit der Umgestaltung des Flurs. Wer könnte da kreativere Anregungen liefern als die Kinder selbst?

Des Weiteren dürfen jede Woche eine Hand voll Kinder an der Gestaltung des Essensplans mitwirken. Wer könnte die Vorlieben besser zur Geltung bringen als die Kinder selbst? Wie könnten die Kinder besser an eine ausgewogenere Ernährung geführt werden und verstehen lernen, dass fünf Mal Nudeln dieses nicht erfüllt?

Auch die Eltern können in Form des Elternbeirats partizipieren, also aktiv am Krippen- und Kindergartenleben teilhaben, mitsprechen und unterstützen sowie mitgestalten.



Danner, Stefan (2012): Partizipation von Kindern in Kindergärten: Hintergründe, Möglichkeiten und Wirkungen. Verfügbar unter http://www.bpb.de/apuz/136767/partizipation-von-kindern-in-kindergaerten?p=all abgerufen am 02. April 2019.
 
Hansen, Rüdiger (2003): Die Kinderstube der Demokratie – Partizipation in Kindertagesstätten. Verfügbar unter: https://kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/gruppenleitung-erzieherin-kind-beziehung-partizipation/mitbestimmung-der-kinder-partizipation/1087. Abgerufen am 02. April 2019
 
Hansen, Rüdiger et al. (2011): Was bedeutet Partizipation und was macht sie mit der Macht der Erwachsenen? Verfügbar unter: https://www.betrifftkinder.eu/zeitschrift/betrifft-kinder/betrifft-kinder-2011/bk-0511/508-was-bedeutet-partizipation.html. Abgerufen am 02. April 2019
 
Schröder, Richard (1995): Kinder reden mit. Beteiligung an Politik, Stadtplanung und Stadtgestaltung. Weinheim/ Basel, S. 14
 
Thurich, Eckart (2011): pocket politik. Demokratie in Deutschland. überarb. Neuaufl. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung,  S. 41